Pflege ist Beziehung

Plakataktion in der Marie-Seebach-Stiftung

Einer von sieben Plakatentwürfen

Jede Begegnung eröffnet oder gestaltet eine Beziehung. Ebenso wie man laut Watzlawick „nicht nicht kommunizieren…[kann]“, sind auch Beziehungen unvermeidbar. Offen ist lediglich deren Qualität. Mit dem neuen „Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ setzte die professionelle Pflege in Deutschland soziale Beziehungen auf die offizielle Agenda der Pflegequalität. Wie die bisherigen Standards, beispielsweise zu Ernährung, Wundversorgung oder Mobilität, kennzeichnen seither auch sinnstiftende soziale Beziehungen das Gelingen professioneller Pflege.

So selbstverständlich dieser Anspruch auf den ersten Blick scheinen mag, so fundamental stellt er bei näherer Betrachtung sowohl das berufliche Selbstverständnis jeder einzelnen Fachperson als auch das gesamte pflegebezogene Versorgungssystem in Deutschland vor grundlegende Fragen. Sind die Strukturen in Kliniken, Akut- und Langzeitpflege überhaupt geeignet, diesem Anspruch gerecht zu werden? Bilden die Finanzierungssysteme den Aspekt adäquat und wirtschaftlich sinnvoll ab? Genügen die psychosozialen Reserven einer Pflegeperson unter heutigen Bedingungen für ein Berufsleben mit  diesem Anspruch? Das neue Qualitätsmerkmal und seine Etablierung in der Praxis sind aus meiner Sicht überfällig und überaus sinnvoll. Die logische Folge muss jedoch die Auseinandersetzung mit den dadurch aufbrechenden grundlegenden Fragen sein.

Mit dem Entwurf einer Kampagne unter der Überschrift „Pflege ist Beziehung“ möchte ich sowohl am Ort des Geschehens, in der unmittelbaren Pflegeumgebung, aber auch ausstrahlend in die Gesellschaft, auf den für mich untrennbaren Zusammenhang von Beziehung und Pflege und auf das Spannungsfeld zwischen Anspruch und objektiven Möglichkeiten hinweisen. Ungestellte Fotos aus dem „echten Leben“ einer Pflegeeinrichtung, des Pflegeheims der Marie Seebach Kulturwohnen gGmbH in Weimar, sollen den Wert der Beziehungsarbeit sehr emotional transportieren und damit zum Nachdenken anregen. Die Aufzählung „gehört werden, verstanden werden, angenommen werden, in Zusammenhängen mit anderen leben“ verweist auf die Allgemeingültigkeit des Bedürfnisses nach sozialer Einbindung und spricht die Betrachter*innen auch persönlich an.

Bernd Lindig, M. Sc.
Krankenpfleger, Wissenschaftlicher Leiter des Soziokulturellen Forums der Marie-Seebach-Stiftung

Quellen:
Paul Watzlawick, Janet H. Beavin, Don D. Jackson. Menschliche Kommunikation. Huber Bern Stuttgart Wien 1969, 2.24 S. 53

Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz, Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP), Osnabrück, Mai 2019

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