Geschichte der Stiftung

„Rein das Herz, hoch der Sinn, rastlos das Streben!“

Marie Seebach (1829 – 1897) Schauspielerin und Mäzenin

Büste Marie Seebach Weimar

Sie war eine große Schauspielerin in ihrer Zeit, auf den Bühnen Europas und Nordamerikas wurde sie gefeiert. Mit großem Können spielte sie die klassischen Frauenrollen, ob als Goethes unsterbliches Gretchen, als Schillers Luise Miller oder als Maria Stuart – das Publikum lag ihr zu Füßen.

Marie Seebach, Lithographie von Joseph Kriehuber, 1855
Marie Seebach, Lithographie von Joseph Kriehuber, 1855

Auch am Weimarer Hoftheater gastierte sie mehrfach mit großem Erfolg. Rastlose Bühnentätigkeit prägte das Leben von Marie Seebach. Für eine Frau und Künstlerin ihrer Zeit waren große Tourneen, die sie bis in die USA führte, ungewöhnlich. Sie war eine jener wenigen Schauspielerinnen im 19. Jahrhundert, denen es gelang, finanziell unabhängig zu sein und zu Wohlstand zu gelangen.

Ihr Privatleben stand im Gegensatz zu ihren beruflichen Erfolgen unter keinem guten Stern. Ihre Ehe mit Albert Niemann, einem berühmten Wagner Sänger, zerbrach. Den schwersten Verlust erlitt Marie Seebach, als ihr einziger Sohn Oskar mit 32 Jahren verstarb.

Marie Seebach beschloss ihr nicht unbeträchtliches Vermögen, welches eigentlich für ihren Sohn bestimmt war, dafür zu verwenden, alternden Schauspielern einen sorgenfreien Lebensabend zu bereiten. Mit großer Willenskraft setzte sie dieses Vorhaben, zusammen mit Freunden und vor allem ihrer Schwester Wilhelmine im Oktober 1895 in Weimar in die Tat um.

Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze

Friedrich Schiller - Prolog zu Wallensteins Lager

Der Ruhm von Marie Seebach ist im Laufe der Zeit verblasst, doch ihre soziale Leistung ist in die Geschichte eingegangen.

Marie Seebachs Wahl fiel auf Weimar, Herz der deutschen Klassik, Wirkungsstätte von Goethe und Schiller, Herder, Wieland, Bach und Liszt - idealer kann ein Wohnsitz für alternde Künstler nicht sein. Großherzog Carl Alexander und seine Frau Sophie unterstützten Marie Seebach und überließen der Stiftung kostenlos ein Grundstück in der Tiefurter Allee.

1829

Marie Seebach wird in Riga geboren

1895

Einweihung des Gründungshauses der Marie-Seebach-Stiftung

„Ein herzlich Anerkennen ist des Alters zweite Jugend“, mit diesen Worten Goethes wurde am 2. Oktober 1895 das Gründungshaus der Marie-Seebach-Stiftung eingeweiht.

Die Anfänge waren durchaus bescheiden, vierzehn deutschen Bühnenkünstlern, die durch Alter oder Krankheit ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten, schaffte Marie Seebach ein freundliches Haus. Die Wohnräume wurden behaglich eingerichtet, Verpflegung, Heizung, Strom und die Reinigung der Wäsche - alles war kostenlos und die Arbeiten die geleistet werden konnten, wurden gemeinsam verrichtet.

Dies war eine einzigartige Idee, denn oft befanden sich die alternden Künstler in einer prekären finanziellen Lage. Zeit und Umstände der Theaterarbeit erlaubten oft nicht, eine Familie zu gründen, die in der Zeit die Versicherung im Alter waren.

1897

Marie Seebach stirbt im Alter von 63 Jahren in St. Moritz

1899

Wesentlich Erweiterung durch ihre Schwester Wilhelmine Seebach

1937

Errichtung eines weiteren Altenheims durch Emmy Sonnemann-Göring

1945

Vereinigung der beiden Häuser

Der langjährige Kurator Hinrich Holtz verstand es mit Geschick, die Stiftung durch die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Epochen zu führen und dabei ihre Eigenständigkeit zu bewahren: Ende der Kaiserzeit, Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, DDR-Zeit.

Bis heute erfüllt die Stiftung den ihr gesetzten Zweck, denjenigen eine Heimstatt zu bieten, die ihr Leben in den Dienst von Kunst und Kultur stellen.

Darüber hinaus ist die Stiftung aber auch ein Wohnsitz für alle älteren Menschen, die Hilfe in Anspruch nehmen wollen und eine stilvolle Geselligkeit bevorzugen, denen Kunst und Kultur Bedürfnisse sind und die sich dabei doch Sicherheit und Geborgenheit in einer familiären Atmosphäre wünschen.

Die Marie-Seebach-Stiftung präsentiert sich heute als Wohnanlage, in der Tradition und Gegenwart nicht nur in der Architektur erkennbar sind, sondern auch in diesem Spannungsbogen besonders gelebt werden.