„Ich schreibe Dir meine Geschichte“ – Alt und Jung im Briefwechsel

Brieffreunde treffen sich im Heckentheater der Marie-Seebach-Stiftung (v.l.): Erika Meister, Lene, Mariella, Ulrika Strömstedt, Mio, Gisela Schmidt, Irene, Winifried Hakl, Dr. Gerlinde Biedermann, Juno, Luise und Eva-Maria Köhler 
(Foto: Bernd Lindig)

Weimar, 23.04.2021

Seit einigen Wochen gibt es einen regen Briefwechsel zwischen Schülern der Klassen 4-6 aus der Jenaplan Schule und Senioren der Marie Seebach Kultur Wohnen gGmbH. Idee und Initiative für das generationsübergreifende Projekt: „Ich schreibe Dir meine Geschichte“ kommen von Ulrika Strömstedt, Vorstandsmitglied und Kulturbotschafterin der Marie-Seebach-Stiftung. Ziel ist es, Begegnungen zwischen Alt und Jung zu fördern, die Lust zum Schreiben zu wecken und Erfahrungen auszutauschen, ganz besonders in dieser sonst so kontaktarmen Zeit.

Den Anfang machten die Kinder mit einer kurzen Vorstellung, einer erfundenen Geschichte, oft bunt illustriert, oder einer Erzählung über den persönlichen Corona-Alltag. Inzwischen gab es einen regen Austausch von Briefen in beide Richtungen. Bewohner schreiben von Flucht und Entbehrungen in der Nachkriegszeit, in der einige zum Beispiel lange Zeit gar keine Schule besuchen konnten. Gisela Schmidt, heute 94 Jahre alt, schrieb, wie sie die ganze Schule verwirrte, indem sie während des Unterrichts durch den Lüftungsschacht „Huhuuu“ rief. Eigentlich sollte das damalige Mädchen zur Strafe hinter der Tür stehen, was ihr jedoch eindeutig zu langweilig war! Die Weimarerin Winifried Hakl war Schülerin im Gebäude der heutigen Jenaplan Schule und erzählte, wie ihr Klassenzimmer ausgebombt wurde. Die Schule von Frau Meister wurde zum Lazarett, weshalb ihre Mutter kurzerhand das eigene Wohnzimmer in ein Klassenzimmer verwandelte. Der als Junge geflüchtete Herr Kahler, heute 86, bekam Privatunterricht und konnte die Schule nachholen, was ihm später sein Studium in Leipzig ermöglichte.

Die zehnjährige Lena schrieb und malte so lebhaft ihre Geschichte „Der Süßigkeitenbaum“, dass Frau Schultheß ihre Antwort mit reichlich Süßigkeiten schmückte. Lene, ebenfalls aus Klasse 4, hat bereits sehr viele Briefe mit ihrer „Oma Meister“ ausgetauscht, wie sie ihre neue Freundin Frau Meister liebevoll nennt. Die eigene Oma kann krankheitsbedingt nicht mehr schreiben.

Nach mehreren Briefwechseln trafen sich am gestrigen Donnerstag einige der Briefpartner zum ersten Mal, selbstverständlich an der frischen Luft im Garten in der Seebachstiftung, mit gehörigem Abstand und den notwendigen Masken. Die Neugier war auf beiden Seiten riesig groß. Nun hoffen alle auf weitere Treffen, vielleicht mit „richtigem Lächeln“…, und natürlich auf noch mehr spannenden Geschichten.

Ulrika Strömstedt

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